Gegen Zwangsheirat – ein Menschenrecht für alle
«zwangsheirat.ch – die Fachstelle» bearbeitet seit über zehn Jahren die Problematik von Zwangsbeziehungen wie Zwangsverheiratungen, erzwungene Verlobungen und Zwangsehen. Folgende Projektmodule werden 2015 – 2017 vom Bund mitfinanziert:
1) Beratung und Coaching für Betroffene und Fachpersonen
Zwangsheirat ist kein Schicksal. Unterschiedliche Wege und Auswege ermöglichen ein Entkommen. Gemeinsam mit den Betroffenen und Involvierten entwickeln wir in unserer Beratung situationsgerechte und nachhaltige Lösungen und begleiten den Prozess. Das Beratungsangebot richtet sich an Betroffene und Personen aus ihrem sozialen Nahraum; ebenfalls bieten wir fallbezogene Coachings für Berufs- und Fachpersonen.
Seit April 2015 unterstützt der Bund zwangsheirat.ch als Kompetenzzentrum gegen Zwangsheiraten.
Beratung durch die Fachstelle zwangsheirat.ch:
- kostenlose Beratung
- Dienstleistungen vor Ort, per Telefon und E-Mail
- höchst vertrauliche Behandlung aller Angaben
- Kontakte auch ausserhalb der Bürozeiten und mit Rückrufmöglichkeit
- fachlich versiertes Beratungsteam mit langjähriger Erfahrung und internationaler Vernetzung
- politische, institutionelle und religiöse Unabhängigkeit.
Weitere Infos: www.zwangsheirat.ch/de/beratung/
2) Weiterbildung: Workshops und Referate
Wir führen seit 2005 Workshops für unterschiedliche Institutionen, Berufsgruppen, Behörden, aber auch für Schulen und Migrationsorganisationen durch – ein Angebot, das rege genutzt wird. Die spezifischen Inhalte und der Rahmen der Workshops werden individuell vereinbart.
Weiterbildung durch die Fachstelle zwangsheirat.ch:
- interaktive Weiterbildung mittels Workshops (in der Regel mind. 3 Stunden)
- Input-Weiterbildung mittels Referaten (mind. 20 Minuten)
- Inhalte: «Grundlagenwissen» mit Hintergründen zum Phänomen Zwangsheirat und freie PartnerInnen-Wahl sowie Informationen zu konkreten Handlungsstrategien für betroffenen Personen; «Spezialisierungsmodule» mit spezifischen Aspekten (z.B. für unterschiedliche Zielgruppen)
- Honorar: nach Absprache (Durch die Unterstützung des Bundes können Weiterbil-dungen zu ermässigten Tarifen und in begründeten Fällen auch kostenfrei angeboten werden.Da wir eine «Not-for-Profit-Organisation» sind, sollte es nicht an den Finanzen scheitern. Hauptsache, das Menschenrecht zur freien PartnerInnen-Wahl kann weiter verankert werden.)
Weitere Infos: www.zwangsheirat.ch/de/weiterbildung/
3) Primärprävention: Sensibilisierung in der Öffentlichkeit
Damit Betroffenen in ihrem sozialen Umfeld, am Arbeitsplatz und in Institutionen Vertrauen geschenkt wird, ist eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit relevant: Ein Mann, der selbst von einer Zwangsheirat betroffen ist, erzählte in der Beratung bei zwangsheirat.ch, dass er zu-erst bei seinem Lehrmeister Hilfe suchte. Dieser wollte aber seiner Geschichte nicht glauben, «weil es in der Schweiz keine Zwangsheiraten gäbe». Das ist kein Einzelfall.
Überlegungen:
- Hohe Dunkelziffer bei Zwangsheiratsbetroffenen in der Schweiz
- Betroffene suchen oft als erstes in ihrem sozialen Nahraum nach Unterstützung (vor dem Aufsuchen einer professionellen Anlaufstelle).
- Die Einbettung in «Trivialliteratur» und die Medialisierung sind oft mit Sensationalisierung verbunden, daher ist ein fachlich proaktives und reaktives «Awareness-Raising» in der Öffentlichkeit vonnöten.
- Hinweise in der Öffentlichkeit auf Unterstützungsmöglichkeiten; im Bekanntenkreis und sozialen Nahraum von Betroffenen sind die Angesprochenen oft auf fachliche Unterstützung angewiesen.
- Um den Effekt «preach to the converted» zu vermeiden, ist über die Sensibilisierung bei den Anlaufstellen und Institutionen hinaus die Aufklärung in der Öffentlichkeit notwendig.
Aus diesen Überlegungen unterstützt zwangsheirat.ch die direkte und indirekte Ansprache und Erreichung von Betroffenen durch verschiedene Kampagnenmittel im öffentlichen Raum.
April 2015, zwangsheirat.ch